Schnaitmann

Unvergleichlich

 

Das Weingut Schnaitmann in Fellbach beansprucht, DAS Finesseweingut Württembergs zu sein. Deshalb freute ich mich umso mehr auf dessen Besuch. Wir bestritten die Probe mit großen Zalto-Burgundergläsern, was sich im Nachhinein als Glücksfall herausstellte, denn Schnaitmanns Weine entfalteten sich in diesen Kelchen umso mehr. Der Winzer selbst: „Luft gehört zum Weinbau dazu.“ Wir begannen mit dem 2014er Evoé! Blanc de Noirs brut (18,90 €) – hauptsächlich aus Schwarzriesling. Feiner Biskuitboden mit Aromen von saftigen Äpfeln offenbarte sich uns, das große Glas trieb die Feinheit dieses champagnerähnlichen Sektes auf die Spitze. Dann kamen die Rotweine – ganz in der Tradition des Burgunds: Schon der Einstiegswein, der 2017er Trollinger Alte Reben (10,40 €) war eine kleine Sensation; herrliche Mostnoten bei einer faszinierenden lila Farbe machten diesen Wein ohne Schwefelzusatz – wie die übrigen – aus. Dann kamen Apfel und Sauerkirsche hinzu, auch leichte Himbeere, eine tolle Würze, alles sehr puristisch geradeaus laufend. Die folgenden Weine stammten allesamt aus dem Finessejahrgang 2016. Der Spätburgunder Junge Reben (16,50 €) trumpfte mit herrlicher Sauerkirsche und Zimt auf, auch hier diese irre Würze, tolle Aromen von Himbeerkernen, getragen von weiteren, nicht beschreibbaren feinen Aromen, getragen von einer schönen Finesse. Wo sollte dies nur enden, wenn die Einstiegsweine schon so brachial komplex und fein waren, fragte ich mich. Eine Steigerung war der Simonroth Spätburgunder (28 €) mit tollen, feinen Kardamomaromen, frischer Kirsche, feiner Rauchigkeit – die Trauben wurden zu 90 % unentrappt vergoren. Nur angedeutet wurde das Holz in Form von leichter Vanille und ganz leichter Schokolade – was für eine genial-komplexe Aromatik! Schließlich schenkte uns Rainer Schnaitmann seinen Topwein, den Lämmler Spätburgunder (48 €) ein: Es ist dies ein Wein, der Seinesgleichen sucht – das ist kein Burgund, das ist einfach die Neuerfindung des Pinot! Zuerst mag die leichte Schweißaromatik – hier wären wir dann doch wieder bei Gevrey-Chambertin – irritieren, doch dann kommt diese tiefe Würzaromatik, diese Frische und Eleganz, alles ganz pur und irgendwie ursprünglich bleibend. Dann die Württemberger Spezialität: Lemberger. Uns wurde zuerst der Steinwiege Lemberger (11,20 €) präsentiert: Dieser führte die Stilistik der Spätburgunder weiter, diese dezente Mostigkeit, diese Würze, getragen von etwas Leder. Beim Lemberger setzt Schnaitmann auf Ganztraubenvergärung – das manifestiert sich in der Würze. Der Simonroth Lemberger (19,50 €) zeigt wieder feine Aromen, wird dominiert von Frische und Eleganz, Brotaromen und wiederum dieser irren Sauerkirsche. Der Lämmler Lemberger (36 €) zeigte schöne Kräutrigkeit, nur leichte Schweißaromen, vielmehr eine ziemlich perfekte Estragonnote. Der Simonroth Cabernet Franc (29 €) duftete nach viel Johannisbeere und Cassis, zog sich dann allerdings etwas zurück. Eine Spezialität wurde uns mit dem 2017er Muskattrollinger Rosé (8,50 €) präsentiert. Dieser war sehr fruchtig, eben nach Muskat duftend, regelrecht erfrischend. Dies war eine gelungene Überleitung zum Weißwein: Der 2017er Steinwiege Weißburgunder (9,40 €) war durchaus interessant, da ziemlich mineralisch. Der 2017er Steinwiege Sauvignon blanc (10,90 €) ließ die Rebsorte nur bedingt durchscheinen, vielmehr duftete er nach viel Honig und Bohnerwachs mit einer sehr reifen Stilistik, zeigte dann aber für meinen Geschmack einen Tick zu viel Restsüße. Der 2017er Schnait Riesling (10,90 €) offenbarte schöne feine Noten nach Zitrus. Dahingegen ließ der 2016er Schnaiter Altenberg Riesling (16,50 €) eher einen Wein aus dem Norden denn aus dem Süden vermuten. Eine Klasse für sich war der 2015er Reserve Riesling (36 €) mit seinen wilden Noten, seiner tollen Reife und dem herausragenden Säurespiel. Schlusspunkt setzte der gar nicht nach Württemberg gehörende 2016er Lämmler Grauburgunder Großes Gewächs (32 €). Dieser sehr kalkig-aschige Wein ist auf Zeit angelegt, die Würze und subtilen Honignoten bei hoher Mineralik machen ihn aber jetzt schon zu einem Genuss. Der Familie Schnaitmann ist insgesamt betrachtet eine überaus fein abgestimmte Palette an Weinen gelungen. Es sind dies keine Blockbuster oder Fruchtmonster, sondern eher leise tretende Vertreter, die immer auf der feinen Seite der Aromatik bleiben.