Tardieu-Laurent

Eine Probe so gut wie lange nicht mehr

 

Vom Négociantbetrieb Tardieu-Laurent habe ich schon einmal einen Wein rezensiert; hier bekam ich jetzt die Gelegenheit, sechs – unterschiedlich gereifte – Weine, alle von der von mir bevorzugten nördllichen Rhône, von diesem Weingut probieren zu dürfen – im Einzelnen waren dies:

 

 

 

Nominell und preislich einfachster Wein war der 2012er Saint-Péray Vieilles Vignes (je zur Hälfte aus Marsanne und Roussanne, 19,95 €), dann aber diese Explosion: In der Nase verspürt man zuerst Zitrusfrüchte, Vanille (aus dem Holzausbau), Pfirsich, weiße Blüten, viel Quitte. Begleitet wird dies durch eine angenehme Mineralität, die Nase ist ungeheuer tief, dabei sehr fein. Später kommen noch Orangenschalen und Brioche hinzu. Der Wein ist gleichzeitig elegant und stoffig; im Mund hallt er lange nach, die für Marsanne und Roussanne typische leichte Bitterkeit komplettiert den Wein. Dann kam der 2015er Condrieu (44 €): Er offenbarte viel Vanille, saftigen Pfirsich – wie für Viognier typisch – sowie Stachelbeere. Der Wein hat aber auch eine würzige Komponente, die mich spontan an den Achkarrer Schlossberg Grauburgunder von Heger erinnert. Auf der fruchtigen Seite kommt noch Lychee durch, dabei eine leichte Kräutrigkeit offenbarend. Der Wein ist elegant, auch wenn er vor allem fruchtig herüberkommt – so ist Condrieu nun einmal... Was ich aus der Verkostung älterer Viogniers allerdings zu berichten weiß, ist, dass die Weine mit dem Alter sehr interessante Noten nach weißem Tee entwickeln und dass die Terroirnote deutlicher hervorkommt. Als König der Weißweine bekamen wir es mit einem 2011er Hermitage Blanc (80 % Marsanne, 20 % Roussanne, 59 €) zu tun: Was für ein Potential – ich denke: für die nächsten 20 Jahre – sich schon beim ersten Hineinriechen offenbart! Es zeigt sich eine subtile Aromatik aus Brioche, Vanille und ein wenig Petrol. Der Wein ist so himmlisch komplex, dass man ihn schier nicht beschreiben kann – und dies zeichnet wahrlich große Weine aus. Dabei offenbart sich eine gewaltige innere Spannung, die dafür sorgt, dass man Wein für einen ganzen Abend hat. Der erste Rotwein war der 2009er Cornas Vieilles Vignes (reinsortig aus einer meiner Lieblingssorten Syrah (sprich: [sira]), 49 €): Er präsentierte sich als sehr duftig mit einer leichten Ledernote – ich hatte mehr erwartet, wie von einem „klassischen“ Cornas –, dann Brombeere und Johannisbeere. Der Wein schlägt ein wie eine Bombe – ein Parkerwein? Ist dies vielleicht sein einziges Manko? Ja und nein: Er erschließt sich zwar schnell, ist aber trotzdem von einer kühlen Stilistik geprägt. Kommen wir nun zum Rotweinolymp mit dem 2007er Côte-Rôtie (59 €): Der Wein hat eine für Syrah typische Pfeffrigkeit, kommt staubig daher, die Frucht ist sehr fein verwoben – am ehesten von säuerlicher Heidelbeere und schwarzer Johannisbeere geprägt. Faszinierend sind schöne Leder-Terroirnoten, aber auch Rauch, Jod und in minimaler, nicht störender Dosierung grüne Paprika. Der Wein ist von seiner Tertiäraromatik geprägt, ist dabei gleichzeitig saftig und verfügt – wie es den wirklich großen Weinen eigen ist – über jede Menge Struktur. Es war der Wein des Abends. Als Abschluss kam der 2007er Hermitage Rouge (69 €): Er duftete nach Butterkeks, war ebenfalls pfeffrig, offenbarte mehr Frucht, ja war – übereinstimmend mit der Literatur – opulenter, fülliger als der Côte-Rôtie. Er bewegte sich auf ähnlichem Niveau wie der vom „gerösteten Hang“, hatte vielleicht etwas weniger Spannung.

 

 

 

Diese Probe hat mir gezeigt, dass ich mit meiner jährlichen Subskription der Tardieu-Weine goldrichtig liege – nur etwas Geduld ist erforderlich...