Bernhard Huber

Neuerfindung

 

Der Rosésekt ist eine nicht von vielen Winzern beherrschte Disziplin – oft versinkt er im Mittelmaß. Eine Ausnahme bildet Bernhard Hubers 2005er Hecklinger Schlossberg Pinot Rosé brut nature. Der Wein leuchtet in heller Kupferfarbe, die Perlen sind fein und wie an einer Schnur gezogen. In der Nase vernimmt man Erdbeere, ja Walderdbeere, Rhabarber und Vanilleplunder, auch Brioche. Alles ist so zart, so transparent – dazu eine wahnsinnige Mineralität vom Kalkstein – der Schlossberg ist eben nicht nur in weiß und rot ein grandioses Terroir. Ich lege mich fest: So einen feingliedrigen Wein habe ich in allen drei Farben noch nie getrunken! Die perfekt integrierte Säure – wir haben hier ja keine Dosage – treibt die Finesse auf die Spitze. Später kommt dunkles Brioche, Rosmarin, leichtes Petrol wie von einem Riesling, Zitronat, kandierte Aprikose, feine Reneklaude. Die Perlage ist sehr fein, ja verführerisch, der Abgang hallt Minuten nach. Auch Chiasamen und getupfter Sauerteig sind zu vernehmen. In seiner Feinheit und Verführung nimmt er immer weiter zu, erinnert mich sehr an die 1999er Cuvée William von Deutz, die ich zu meiner Verlobung getrunken habe – dieser Wein war auch ziemlich dezent, um dann in einer bildhaften Verführung zu enden. Der Hubersekt zeigt am Ende noch eine Spur Banane, deutliche Rauchigkeit, ganz wenig Himbeere, Amarenakirsche, ganz dezente Animalität, der Wein tanzt mit nobler Extraktsüße auf der Aprikose. Sämtliche Roséchampagner – seien es die Unikate von Deutz oder Ruinart – verblassen vor Hubers Vermächtnis, das ist die Neuerfindung eines Genres, nur Raumlands MonRose kommt ein wenig in die Nähe, ist aber auch bedeutend teurer... Ich bin froh, noch zwei Flaschen im Keller zu haben, das ist ein Elexir, das ich an meinem Sterbebett genießen möchte...