ProWein 2019: Château de Tracy

Große Loire

 

Das Château de Tracy aus Pouilly-Fumé hat noch einen Négoce-Betrieb namens Madame de Fontaynes, dessen Weine unter der AOC Menetou-Salon laufen – diese probierte ich zuerst: Der 2017er Les Marnes duftet sehr frisch nach Zitrusfrüchten und Apfel, ist säuregetrieben, am Gaumen geschmeidig, fast vollmundig. Der 2017er Pinot Rosé ist nur frisch, fast etwas unzugänglich, am Gaumen kommen dann Kirsche und Himbeere. Mit purpurner Robe und saftiger Sauerkirsche überrascht der 2017er Les Marnes rouge, ein reiner Pinot. Château de Tracy, der Domaine-Betrieb, wird schon seit 15 Jahren nachhaltig bewirtschaftet, eine Bio-Zertifizierung wurde bislang nicht angestrebt wegen der hohen Jahrgangsschwankungen. Der 2018er Mademoiselle de T, sozusagen ein Zweitwein, punktet mit jeder Menge Zitrusfrucht, aber auch Birne, etwas Stachelbeere aus der Sauvignon blanc. Die leichte Blütenaromatik und angenehme Mineralik weckt Erinnerungen an hochwertigen weißen Bordeaux, etwa Domaine de Chevalier, die Säure lässt einen eher an Chablis denken. Der 2018er Erstwein Château de Tracy ist feiner, leiser, eleganter; feine Aschenoten und feine, tiefe Frucht treten hervor. Ganz großes Kino ist der 2015er HD (haute densité: 17.000 Stöcke pro Hektar!), 35 hl/ha auf reinem Kalkstein. Die Tertiäraromatik von Nüssen übermannt einen, das ist pure Mineralik wie in feinstem Burgunder, ist das Terroir doch das gleiche. Tolle Honignoten, Karamell und Butter wie in gereiftem Meursault kommen auf; der Wein hat Volumen, fast etwas Fett bei trotzdem großartiger Frische, ist komplex, tief ohne Ende, man schaut in einen Brunnenschacht, dessen Boden im Unendlichen verschwindet, dabei ist der Wein enorm nachverlangend am Gaumen, er passt sicherlich zu fettigen Speisen, Entwicklungspotential unbegrenzt... Der 2015er 101 Rangs ist dagegen leichter zu fassen, da ungeheuer fein, von Aschenoten geprägt, salzig, leise-elegant, höchstens noch etwas Heu, was wohl auch mit seinem Silexterroir zu tun hat. Zuletzt erklärte mir die Winzerin noch, dass man Schweine zwischen den Rebzeilen halte, die den Boden umgraben, welcher von wilden Gräsern, Roggen und Hafer bewachsen ist und Zucker in den Boden treibe. Zwischen Bienenstöcken verteile man außerdem Essenzen biodynamischer Prägung. Fazit: Sehr ausdrucksstarke Weine, die man schon jetzt gut trinken, aber auch noch lange weglegen kann.