Champalou

Kleine Loire ganz groß

 

Einige Zeit im Keller vergessen hatte ich einen 2012er Le Portail vom Weingut Champalou aus Vouvray an der Loire. Die Farbe war auffallend hell. Zuerst vernimmt man fast nur Feuerstein mit etwas Zitrone, ganz im Stile eines Puligny-Montrachet. Dann kommen getrocknete Kräuter, vor allem Kamille. Schließlich erheben sich Erinnerungen an einen Grauburgunder von Heger, fein, doch trotzdem mit Volumen: Karamell und Schmelz ohne Ende, vor allen Dingen im Mund. Weiterhin kommt exotische Frucht (Guave, Mango, Lychee) auf, ganz zart getupft im Stile eines Folatières von Allexant. Wir haben es mit einem feinen, ausgesprochen eleganten Wein zu tun. Dann kommt auch noch Meeresbrise auf und treibt die Finesse auf die Spitze, der Wein wirkt enorm salzig. Dazu passen die Noten von Seesand, die ich unlängst in einem gereiften Morillon von Winkler-Hermaden in massiver Form gefunden habe. Dieser Chenin blanc wird immer komplexer: Leicht feuchtes Unterholz und Farne zeigen sich, dann kommen jede Menge Honig und weiße Blüten wie vom Weißdorn. Der Wein ist kompakt, ruht in sich, ja setzt Maßstäbe für trockenen Loirewein. Das Säurespiel rasselt noch, da ist der Wein längst geschluckt, die Länge ist beeindruckend, am Ende kommen sogar animalische Noten durch.