Dard-Ribo

Man muss nicht immer lange warten

 

Ich konnte einmal wieder nicht warten und öffnete eine Flasche roten Crozes-Hermitage aus dem Jahrgang 2013 von Dard und Ribo (20-25 €), ein Wein ohne Schwefelzusatz. Ich dekantierte den Wein einen Tag vorher. Beim ersten Kontakt duftete der violette Wein nach Apfel und Holunder, war überaus frisch-fruchtig mit Noten von Blaubeere, aber auch Brombeergelee, dann kamen Teer und nasse Erde, Trüfel, eine edle Kraft verkörpernd, auch etwas Tabak und frische Sauerkirsche. Die Tannine waren dabei geschliffen, allerdings noch etwas bitter am Anfang. Nach 14 Stunden lief der Wein puristisch auf Brombeere, zeichnete sich durch spürbare Rauchigkeit aus mit etwas Speck – verführerisch schlank wie eine persische Bauchtänzerin, auch Streichhölzer kommen durch, zusammen mit einer gewissen Ledrigkeit. Nach 20 Stunden nimmt die Teerigkeit zu, die Frucht wird fein und hält sich im Hintergrund, Spekulatiuskekse zeigen sich, enorme Würze, ähnelt einem Saint-Julien, hebt sich darin von schwer zugänglichen anderen schwefelarmen Weinen ab, wird massentauglicher, was aber nicht negativ klingen soll, vielleicht auch weil die Frucht präsenter wird. Trotzdem ist dies ein wunderschöner Wein, verschiedene Arten von Tabaken, Pflaume und Kirsche kommen hinzu, deutlich ist die Eisenspäne zu vernehmen. Die seidigen Gerbstoffe machen den Wein fein und elegant. Später kommt noch Maulbeere hinzu, auch Blaubeere, Staudensellerie, Kardamom, Cranberries, der Wein wird immer komplexer, bleibt aber immer schön schlank. Ganz leichter Zimt, eher noch Zimtstange, gesellt sich dazu. Ingwer und Roibostee sind ebenfalls zu erschnuppern. Der Wein endet in einer samtenen Süßholz-Pflaumenmus-Mischung, zeigt sich als Ganzes – was einen großen Wein ausmacht. Den Schlusspunkt und den Bogen zum Anfang bildet die Primärfrucht nach Apfel und Holunder.