Johann Ruck: Estheria

Weltwein aus Franken

 

Aus dem Hause Johann Ruck aus Iphofen (Franken) kommen sehr individuelle, um nicht zu sagen spezielle Weine. Bei dem zu besprechenden Wein handelt es sich um den 2009er Estheria (18 € ab Hof), eine Scheurebe, benannt nach der Erdschicht, auf der sie steht. Der Wein hat eine äußerst helle Farbe. Der Naseneindruck lässt auf edle Provenienz schließen: Corton-Charlemagne wegen der schlanken, aber extrem eleganten Zurückhaltung, Pouilly-Fumé wegen der Mineralität und Riesling GG Stromberg von Schäfer-Fröhlich, so monolithisch und eigen ist die kalkige Mineralität. Der Wein ist ein richtiger Extremist, nichts für Trinker cleaner, mainstreamiger Weine, sondern eben sehr speziell, für Leute, die das Besondere suchen. Jetzt kommt auch noch Teer, ich muss sofort an roten Corton denken – das ist wirklich abgefahren! Schließlich werden wir von verbranntem Gummi bedrängt, wie man es zuweilen in einem Côte-Rôtie oder einem Merlot aus dem Tessin findet. Die Frucht ist sehr puristisch: Zitrus, grüner Apfel, so schlank. Die kräutrigen Bestandteile lassen an Minze und Beifuß denken. Tannine, wie man sie im Weißwein nur z. B. in der Roussanne findet, lassen vermuten, dass der Wein noch einiges an Alterungspotential hat – verblüffend, dabei hat er schon neun Jahre auf dem Buckel. Hätte ich noch eine Flasche im Keller, wäre ich gespannt, wohin die Reise hingeht – doch so bleibt mir nur Wehmut und großes Staunen. Wenn es in der Musik den Begriff „Weltmusik“ gibt, so vergebe ich diesem Wein den Titel „Weltwein“, so viele verschiedene Einflüsse vereint er in sich.