Deiss

Dem Terroir verpflichtet

 

Marcel Deiss aus dem Elsass lässt statt der Rebsorte lieber das Terroir sprechen, in diesem Sinne findet man keinen Sortenhinweis auf dem Etikett. Der zu besprechende Wein ist der 2011er Burg (ca. 30 €): Dieser leuchtet goldgelb; in der Nase ist er zuerst nur gemüsig: Staudensellerie und Blumenkohl kommen einem in den Sinn – vielleicht aus Pinot blanc und Sylvaner? Dann kommt der Riesling voll auf seine Kosten: Pfirsich und Ananas. Schließlich steuert Pinot gris die Dichte in Form von auch etwas Ananas und vor allem getrockneten Früchten bei. Auch kommt eine subtile Williams-Christ-Birne durch. Ansonsten ist der Wein aber jodisch wie für die Loire typisch. Als er noch etwas zu kalt war, vernahm man viel Mürbeteig wie aus einem gereiften Morillon von Winkler-Hermaden (Südsteiermark) oder auch einem Clos de la Tour de Curon von Tissot aus dem Jura. Ingwer schält sich heraus, der Wein ist fein wie nur ein ganz großer. Muscat bringt Exotik (vollreife Ananas, Kumquat) mit und treibt die Komplexität aufs Äußerste. Die Restsüße ist deutlich, aber nie negativ, immer perfekt integriert, verleiht dem Ganzen außerordentliche Länge. Dann kommt noch einmal gelbe Pflaume aus dem Pinot gris, auch süße Melone und jede Menge Schmelz, wie er für diese Rebsorte typisch ist. Schließlich erkennt man noch Karamell vom Holzfassausbau und konzentrierte Grapefruit. Das Potential dieses Weines scheint unendlich zu sein und zeigt auf, zu was dieser in Österreich „gemischte Satz“ genannte Weintypus fähig ist.