Horst Sauer

Es ist wie es ist

 

Horst Sauer aus dem fränkischen Escherndorf gehört nicht nur zu den besten, sondern auch zu den einfallsreichsten Winzern Deutschlands. Seinen Wein „Sehnsucht“ habe ich bereits in meinem Blog besprochen; heute ist es der 2013er Es ist wie es ist (32 €), den Sauer zusammen mit dem Berliner Sternekoch Tim Raue als Begleitung zu asiatischen Speisen kreiert hat. Schon die altgoldene Farbe ist reine Provokation. Tropische Frucht springt einem förmlich aus dem Glas: Mango, tiefe Ananas, Guave, Litschi. Im zweiten, kühlen Eindruck verspürt man Karamell, Bourbonvanille (nicht diese aufgesezte Vanille, sondern die würzige); der leichte Holzkontakt macht sich bemerkbar. Dann wird man wiederum bestürmt von Ananas mit Sahne (Piña Colada), Salzzitrone, Orangenabrieb, ja Kumquat, alles hallt extrem lange nach. Immer wieder neue Sinneseindrücke preschen hervor: Cantaloupemelone, eine leichte Beifußnote mit Thymian, ganz subtil und trotzdem ausdrucksstark. Dann kommt Muskat wie von einem Mülle-Thurgau, den Sauer ja auch in Perfektion beherrscht. In seiner Exotik ist der Wein einem elsässischen Pinot gris nicht unähnlich, vor allem in der getrockneten Frucht, die jetzt durchkommt. Die Konsistenz ist leicht ölig; obwohl der Wein noch jung ist, scheint er perfekt gereift; trotzdem würde ich den Ausbau nicht als oxidativ bezeichnen – vergleiche die Juraweine... Auch vernimmt man Holunderblüte wie von einer Scheurebe – die genaue Rebsortenzusammensetzung des Weines ist nicht bekannt. Dann verspürt man gelbe Pflaume, Mirabelle und Pfirsich sowie den Honigtouch einer Trockenbeerenauslese (laut Sauer ist der Wein tatsächlich mit einer homöopathischen Dosis TBA verfeinert). Die Mineralität ist angenehm, hält sich eher im Hintergrund und wird flankiert von einer feinen Minznote. Der Wein ist von genialem Trinkfluss – zwei Flaschen pro Person scheinen mir gerade ausreichend –, ist überwältigend, einnehmend und enorm würzig – was zu asiatischen Speisen passt – insofern ist die Mission erfüllt!