Henri Bourgeois

Sancerre wie selten

 

Aus der Appellation Sancerre an der Loire kommen vornehmlich junge, frische Vertreter der Rebsorte Sauvignonc blanc. Dass es auch anders geht, zeigt Henri Bourgeois mit seinem 2004er La Côte des Monts Damnés (ca. 20 €). Für einen Sancerre hat dieser Wein schon ein beträchtliches Alter erlangt. Die Farbe ist ein helles Goldgelb, die ersten Naseneindrücke sind von extremer Zitrusfrucht (Salzzitrone) geprägt, wie man sie häufig bei den Burgundern antrifft. Dann kommen Karamell, Lindenblüten, etwas animalische Mineralität, ergänzt durch ganz feine pflanzliche Noten von Stachelbeerhaut – hier zeigt sich zum ersten Mal die Rebsorte. Weiter verspürt man Birnen und Nüsse. In seiner Geradlinigkeit ist der Wein ein Extremist, bei sehr klarem Aufbau hat er eine enorm hohe Säure – noch mehr als mancher Riesling. Dann kommt eine leichte Hefearomatik durch, flankiert durch die Stachelbeerfrucht, die mit der Zeit immer intensiver wird. Es ist dies ein schlank-eleganter Wein, der auch leicht missverstanden werden kann, da er nur langsam zeigt, was er kann. In seiner erdig-altholzenen Art ähnelt er eher einem Loirewein aus Chenin blanc. Es zeigt sich weiter unreife Aprikose, der Wein wird ungemein würzig-kräutrig, Brennnessel kommt durch, auch Feuerstein, eine leicht zimtige Note, unreife Mirabelle sowie leichtes Baumharz. Gegen Ende hin macht der Wein ziemlich satt, doch ich bleibe dabei: Solche Sancerres gibt es viel zu wenig!