Champagner in Straßburg

Bulles à Strasbourg

 

Den diesjährigen Salon des vignerons indépendants in Straßburg habe ich dazu benutzt, mich im Thema Champagner fortzubilden. Dazu habe ich mir drei Champagnergüter ausgesucht:

 

 

 

Philippe Martin hat ein breites Portfolio – soweit nicht anders vermerkt, sind alle seine Weine brut ausgebaut: Der Réserve (16 €) ist schön nussig, allerdings ziemlich zurückhaltend, er könnte durchaus etwas aus sich herauskommen. Der Spéciale (18 €) ist weich, schön frisch, dabei sehr dezent. Wechseln wir kurz die Farbe: Der Réserve Rosé (19 €) ist von Apfel und kleinen Beeren geprägt, kommt sehr fein daher, ist auch leicht rauchig. Zu den seltenen Jahrgangschampagnern gehört der Millésime 2006 (24 €), zu jeweils der Hälfte aus Pinot Noir und Chardonnay gekeltert, dieser verfügt über tolle Finesse, versprüht den Duft von roten Johannisbeeren, ja verfügt über eine geniale Balance. Ebenfalls mit toller Balance gesegnet ist der Blanc de Blancs (26 €), der im Eichenfass ausgebaut wurde, außerdem offenbart dieser tolle Hefenoten und hat einen leicht vegetabilen Touch. Etwas Besonderes ist der reinsortige Pinot Noir Terre d'antan (30 €): Er präsentiert sich würzig mit leichter Currynote, ist irgendwie atypisch und gerade deswegen hoch interessant. Sehr klar, puristisch, mineralisch, da einen unverwechselbaren Duft nach Gebirgsbach verströmend, ist der reinsortige Pinot Meunier Veuve Marguerite Marie (32 €). Ohne Dosage wurde der Jahrgangschampagner Millésime 2010 (33 €) abgefüllt, er duftet herrlich nach Gebäck und gibt sich schön weich. Der Rosé de Saignée (34 €), je zur Hälfte aus Pinot Meunier und Pinot Noir, verfügt über eine geniale animalische Note, gibt sich exotisch mit Noten von Lychee, ja ist sehr fein. Von Philippe Martin kann man alle Champagner blind kaufen, da hatten es die nachfolgenden Weingüter schwierig.

 

 

 

 

Als nächstes war das Weingut Waris-Larmandier an der Reihe, schon allein wegen der Gestaltung der Etiketten probierenswert: Die Einstiegscuvée Racines de Trois (20,50 €) gab sich sehr fein, versprühte den Duft von Gebäck, vor allem allerdings von Stahl, ihm hafteten jedoch auch etwas Honig sowie animalische Noten an – ein Einstiegschampagner mit Charakter! Der Rosé L'instant de Passions (24 €) ist ein schlanker Wein, ja ist fein, gibt für einen Rosé aber auffällig wenig Frucht preis. Die Cuvée Particules Crayeuses extra brut (25,50 €) war sehr mineralisch-fein und verfügte über eine schöne Säure; demgegenüber war die gleiche Ausführung in brut (24,50 €) runder, aber trotzdem sehr fein. Beide Weine waren reinsortige Chardonnays. Ebenfalls Blancs de Blancs waren die folgenden zwei „Vins d'exception“: Ses Arts 2010 (30,50 €) offenbarte eine schöne Linie, wie an der Schnur gezogen, dabei trotzdem weich bleibend; die geniale, sich durch alle Erzeugnisse durchziehende Säure ist ein Merkmal dieses Champagnerhauses – nicht verwunderlich, da die Weine einen hohen Chardonnayanteil haben. Zum Schluss hab es den V. M. H. J. P. L. I. (35,50 €), benannt nach den Initialien der Familienmitglieder, dies war großes Champagnerkino: Stein ohne Ende, eine leicht exotische Note, die an einen Savagnin aus dem Jura erinnerte, dabei trotzdem typische Briochenoten.

 

 

 

Zum Abschluss ein Champagnergut, das ich schon seit längerem verfolge und das mir wegen seiner reifen Stilistik à la Deutz sehr gut gefällt, irgendwie der Gegenpol zur mineralischen Finesse von Waris-Larmandier; Philippe Martin liegt irgendwo dazwischen – nun dann, ich rede von Frédéric Malétrez: Sein Réserve brut (16,20 €) offenbart herrliche Fülle. Der Blanc de Noirs Millésime 2009 (21,15 €) wird ebenfalls von schöner Fülle getragen, ist würzig, ja legt eine tolle Aromatik frei. Der Sélection Millésime 2009 (21,15 €) ist sehr würzig und schön klar. Getoppt wird dieser noch vom Vieille Réserve Millésime 2009 (24,50 €), der leichte Vanille und eine feine Würzigkeit mitbringt, trotzdem bleibt die Säure frisch. Auf dem Salon 2017 hatte Malétrez noch Vieilles Réserves bis ins Jahr 2000 zurück anzubieten – großer Stoff! – dies zeigt, wie alterungsfähig seine Champagner sind.

 

 

 

Wie dieser Bericht beweist, lohnt es sich, auch abseits der großen Champagnerhäusern, bei den Récoltants-Manipulants, den Winzerchampagnern, vorbeizuschauen.