Côte Châlonnaise

Klein, aber oho!

 

Das Weinbauangebiet Côte Châlonnaise gehört noch zum Burgund, es schließt sich südlich an die Côte d'Or an. Die Weine sind vielleicht nicht so erhaben wie die des Kernburgunds, doch man findet an der Côte Châlonnaise oft sehr gute Weine zu vernünftigen Preisen. Wie im übrigen Burgund ist der Rebsortenspiegel denkbar einfach: weiß – Chardonnay, rot – Pinot Noir. Aus einer Probe von 11 Weinen habe ich meine drei Lieblinge herausgesucht, die ich im Folgenden beschreiben möchte:

 

 

 

 

Der weiße 2015er Rully Premier Cru Clos St. Jacques Vieilles Vignes von der Domaine de la Folie (20,30 €) macht dem Namen seines Weinguts alle Ehre: Er ist verrückt! Zuerst kommt einem Feuerstein ohne Ende entgegen, dann Zündhölzer; der Wein bewegt sich ganz klar auf der mineralischen Seite, doch verfügt er als Gegenpart, der ihn ausbalanciert, auch über eine elegante Frucht. Später kommen noch Walnussschale sowie eine leichte Currynote hinzu. Der Wein ist schlank, ja filigran – was sich im Mund fortsetzt, wo der Wein einen phenolischen Touch offenbart. Insgesamt ist dies ein Wein, der viel Charakter hat. Der zweite Weißwein war der 2013er Givry Premier Cru Le Paradis vom Weingut P & M Heilly-Huberdeau (15 €). Auch hier ist der Name wieder Programm: Der Wein ist paradiesisch. Doch zu viel geschwärmt – der erste Nasenkontakt verrät schon, dass man es hier mit einem gereiften Wein zu tun hat: Waldhonig und getrocknete Früchte offenbaren sich, der Wein ist würzig und dabei ungeheuer salzig, auch Staudengewächse vernimmt man. Bei aller Salzigkeit verfügt der Wein auch über eine immense Extraktsüße, man wird an ein altes Riesling-GG erinnert. Als Rotwein habe ich ausgewählt den 2008er Givry Premier Cru Clos des Bois Chevaux (25 €) von der Domaine Joblot. Es soll der Lieblingswein des französischen Königs und Charakterkopfs Henri IV gewesen sein – warum, das werden wir gleich sehen: Der Wein strotzt nur so vor Trockenpflaume, aber auch viel Teer ist dabei, dann kommen Lakritz und Leder. Der Wein vereinnahmte mich so sehr mit seiner grazilen Schönheit, dass ich fast vergessen hätte, meine Sinneseindrücke niederzuschreiben. Das ist großes Rotweinkino und erinnert mich am ehesten an einen Corton – und das spricht für sich!