Bernhard Huber

Bestes Weingut der Welt

 

Wie jedes Jahr Mitte November bittet das Weingut Huber aus Malterdingen (Südbaden) zur Jahrgangspräsentation. Dieses Jahr wurde außerdem das 30-jährige Jubiläum gefeiert.

 

Den Anfang machen wie immer die Sekte, die alle nach der traditionellen Flaschengärung vinifiziert wurden: Der 2008er Pinot Rosé brut nature (18 €) bietet großes Kino – tolle Briochenoten, Erdbeerkuchen, schöne Mineralität, Vanillepastete, von einem Champagner nicht weit entfernt, wie der Vergleich mit dem eingeladenen Champagnergut Dosnon bewies. Den Kontrapunkt setzte der 2014er Muskateller brut (18 €) – er strotzte nur so vor Holunderblüten mit einer leichten Zitrusfrucht, zeigte sich trotz aller Primärfrucht sehr fein.

 

Obwohl auf Spätburgunder und etwas Chardonnay spezialisiert, verfügt das Weingut Huber über eine nicht unwesentliche Menge an Weißweinen: Der 2016er Auxerrois (12,50 €) punktet durch seine leicht vegetabilen Noten von Staudengewächsen und etwas Zitronengras, hat durchaus Finesse. Über zarten und frischen Sortenausdruck – Apfel und Muskat – verfügt der 2016er Müller-Thurgau (12,50 €), seit Jahren das Basisweinflagschiff. Der 2016er Graue Burgunder (13 €) zeigt sich schön rauchig-speckig mit einer tollen Mineralität; im Mund kommt neben etwas Apfel kaum Frucht durch. Ebenso viel Rauchigkeit hat der 2015er Weiße Burgunder (14,50 €) zu bieten, der außer Bienenwachs, Marzipan und Nuss (vor allem im Mund) deutliches Barrique spüren lässt, aber insgesamt von tollem Ausdruck ist. Das 2015er Bienenberg Grauer Burgunder Großes Gewächs (27 €) überzeugt mit dezentem Brioche und einer schönen Honignote, ist trotzdem zart und elegant.

 

Von den Chardonnays waren Schlossberg und Bienenberg schon ausverkauft, trotzdem wurde der Bienenberg präsentiert, der Malterer, einer meiner Lieblingsweine, war noch nicht gefüllt – doch der Reihe nach: Der 2015er Malterdinger Alte Reben Chardonnay (28 €) zeigt sich sehr terroirbetont mit Anis und kristalliner Mineralität sowie etwas Brot; der Mundeindruck ist schier genial. Dahingegen verfügt das 2015er Bienenberg Chardonnay GG (um 40 €) über viel Holz, kommt mit null Frucht aus, ja fasziniert mit seiner Mineralität.

 

Auch restsüße Weine gibt es bei Huber: Der 2016er Muskateller Kabinett (13 €) ist sehr fein, duftet selbstverständlich nach Muskat, punktet mit seiner zarten Süße, trotzdem verfügt er über genügend Säure, die den Wein in der Balance hält. Transparent und klar zeigt sich der 2013er Riesling Kabinett (12 €) mit leichter Gummi- und Vanillenote sowie im säurebetonten Mund viel Zitrusfrucht – das ist ein Wein, der es in seiner Klasse mit dem Branchenprimus Mosel aufnehmen kann.

 

 

 

 

Kommen wir nun zu Hubers Paradedisziplin – den Spätburgundern, hier aus dem Jahrgang 2015: Der Gutswein (12,80 €) überzeugt durch Veilchen, Kirsche, nur leicht rauchigem Zug sowie reifer Frucht. Der Malterdinger (18 €) zeigt sich leichtfüßiger, mit mehr Säure versehen, die den Wein einfach besser macht. Ein Klassenunterschied besteht zum Alte Reben (28 €); dieser verfügt über ein tolles Kirscharoma, aber auch deutliche Veilchennote, präsentiert sich sehr dunkel. Nur leicht hebt sich dem gegenüber das Bienenberg GG (44 €) ab, bei welchem mehr Johannisbeere durchkommt und welches mehr Zug im Mund hat. Das Sommerhalde GG (44 €) zeigt viel Kirsche und Brombeere, ist insgesamt zugänglicher als der Bienenberg und hat viel Saft – ein hedonistischer Wein. In der Champions League spielt das Schlossberg GG (59 €), es vefügt über viel burgundische Kirsche, eine starke metallene Mineralität, Johannisbeere, etwas Himbeere und getrocknete Kräuter. Insgesamt zeigt sich der Wein von seiner ätherischen Seite, welche zusammen mit der Frucht der absolute Wahnsinn ist! Der Wildenstein war ebenfalls schon ausverkauft und wurde daher nicht präsentiert.

 

 

 

Fehlt noch die Raritätenprobe, die mich dieses Jahr besonders begeisterte: Der 2007er Sommerhalde Spätburgunder verkörperte herrlichen Pinotausdruck, überzeugte mit viel Kirsche und unglaublicher Tiefe – ein Pinot, wie man ihn selten so pur und rein probiert hat. Der 2007er Schlossberg Spätburgunder aus der Jeroboamflasche verfügte über herrliche Holunderbeerennoten, ganz leichtem Veilchen, präsentierte sich ätherisch-schwebend. Als gereifter Weißwein wurde der 2012er Schlossberg Chardonnay vorgestellt. Dieser überzeugte mit hinreißender, leicht aschiger Mineralität, ganz dezenter Honignote, nussigen Komponenten, ja kam leichtfüßig und schwebend daher. Bemerkenswert war bei allen Weinen ihre unbeschreibliche Eleganz.

 

 

 

Dass das Weingut Huber zu den besten Weingütern, ja, ich gehe so weit: der Welt, gehört, scheint sich herumgesprochen zu haben, so sind manche Weine nur noch auf Reservierung zu bekommen. Umso sympathischer ist es, dass das Weingut einmal im Jahr – ohne Bezahlung – seine Türen für Jedermann öffnet.