La Spinetta

Wo Geld gute Weine macht

 

 

Das Weingut La Spinetta-Rivetti, leicht zu erkennen an seinen Nashornetiketten, gehört zu den größten Weingütern Piemonts. Bei der Besichtigung wurde einem schnell klar, dass viel Geld im Spiel ist: Abfüllanlage, Barriquekeller, Probenraum – alles vom Feinsten... Doch lassen wir die Weine sprechen:

 

 

 

 

Eher selten im Piemont sind Weißweine, und zu den Spitzenweinen gehören sie schon gar nicht, anders der 2015er Sauvignon blanc (31 €): Er bewegt sich ganz auf der mineralischen Seite, was ihn bei mir sofort sympathisch macht. Nur ganz wenig typische Stachelbeere kommt durch, der Wein ist auch leicht stahlig und zitrusgeprägt, insgesamt ist er überraschend komplex, soll ein Alterungspotential von 10 bis 15 Jahren haben – woran ich keinen Zweifel habe. Dann kommt der erste Rotwein, der 2013er Barbera d'Asti Cà di Pian (16 €): In der Nase trifft man auf Pflaume und Heidelbeere, auch getrocknete Kräuter und Kirsche. Der Wein ist frisch und geschmeidig, ein sehr guter Alltagswein. Der 2013er Barbera d'Alba Gallina (28,50 €) ist deutlich dunkler als sein Rivale aus Asti. Der Wein ist von einer interessanten vegetabilen Note geprägt: Paprika und grüner Kaffee kommen mir in den Sinn. Aber auch eine leicht säuerliche Frucht nach Kirsche und Sanddorn ist präsent. Der Mund ist hingegen sehr einhüllend und geschmeidig. Der 2014er Barbaresco Bordini (38 €) ist wesentlich tiefer als die vorhergehenden Weine; die Frucht – Hagebutte – wirkt leicht gereift, obwohl der Wein doch noch sehr jung ist. Sehr dosiert kommt grüne Paprika durch, auch Vollrohrzucker und eine leichte Aschenote. Das Ganze wird getragen von einer tollen Säure, einem Merkmal herausragender piemonteser Weine. Dann kommt das Flagschiff der Spinetta-Barbareschi, der 2012er Barbaresco Starderi (89 €): Von 60 Jahre alten Reben, strahlt er eine eindrucksvolle Tertiäraromatik aus – Tabak, Vanille, Trüffel. Dabei behält er seine Frische und punktet mit sehr tiefer roter und schwarzer Johannisbeere wie ein guter Pauillac. Insgesamt kommt der Wein sehr feminin daher, ist im Mund geschmeidig und saftig. Der Wein hat, was Spitzenerzeugnisse ausmacht: Er ist von Anfang an präsent, schon in der Jugend atemberaubend schön, aber doch für ein langes Leben gemacht. Als Barolo-Pendant probierten wir den 2011er Barolo Campé (99 €): Er ist – nicht verwunderlich – viel maskuliner als der Barbaresco. Seine Frucht ist ebenso elegant: leicht flüchtige Erdbeere mit etwas Rhabarber, nur wenig Johannisbeere. Obwohl der Wein noch relativ verschlossen wirkt, verfügt er eine tiefe Tabaknase. Am Gaumen ist der Wein geschmeidig und wird im Verlaufe der Verkostung immer weicher, sogar am leeren Glas vernimmt man noch Zündhölzer – ganz klar ein Ausnahmewein! Um die Geschmacksknospen wieder zu aktivieren, gab es als Abschluss einen 2017er (sic!) Moscato d'Asti Biancospino (10 €): Er ist die Quintessenz der Muskattraube, weiße Blüten ohne Ende und dann Frische, immer wieder Frische – sein Herausstellungsmerkmal, das ihn von vielen platten Kommerz-Astis unterscheidet. Leicht schäumend, wirkt er ungemein belebend, ideal nach einem mehrgängigen Essen!

 

 

 

Wenn man sich im Fußball fragt, ob Geld Tore schießt, so kann man im Weingeschäft ebenfalls darauf kommen, zu fragen, ob Geld gute Weine macht: Im Fall von La Spinetta ist dies definitiv der Fall, doch hat man, wie z. B. bei Branchenprimus Gaja, die Bodenhaftung nicht verloren, sondern hält, z. B. mit Proben wie der unsrigen, den Kontakt zum Endverbraucher.