Ökonomierat Rebholz

Mit dem Bleistift gezeichnet

 

 

Das Weingut Ökonomierat Rebholz aus der Südpfalz arbeitet seit etlichen Jahren biodynamisch. Die folgenden Weine wurden auf dem jährlichen Hoffest vorgestellt, zuerst die 2016er Weißweine:

 

 

 

 

Der Silvaner Gutswein (9,20 €) duftet sehr frisch nach Apfel und ist animierend. Der Riesling Gutswein (10,70 €) ist fein, dezent aschig, leicht grasig und rund im Mund. Dahingegen ist der Riesling Ökonomierat (12,30 €) sehr mineralisch und zeichnet sich durch einen kompakten Körper aus, der Mund wird von Kohlensäure belebt und zeigt sich ausgesprochen säurereich. Dann kommen die zwei Terroirrieslinge: Während der Vom Buntsandstein (18,30 €) durch feine, leicht flüchtige Frucht und einen runden Mund gekennzeichnet ist, ist der Vom Rotliegenden (18,30 €), gewissermaßen der Zweitwein des Kastanienbuschs, noch eine Ecke feiner, ja regelrecht verspielt, von kompaktem Körper mit schöner Pikanz. Die Nachverkostung des 2015er-Jahrgangs dieses Weines (wenn auch aus einem wärmeren Jahr) während der Weinbergsführung bestätigt, dass der Wein eine großartige Zukunft vor sich hat. Der Erste-Lage-Riesling aus dem Frankweiler Biengarten (23 €) duftet nach Heu, ist kompakt, ja ein Wein zum Kauen. Dann kommt das Triumvirat der Riesling-Großen-Gewächse: Der Im Sonnenschein (41 €) zeichnet sich durch ausgesprochen metallene Mineralität aus, duftet nach Asche und frisch geschnittenem Gras, zeigt sich im Mund schön rund. Dahingegen ist der Im Sonnenschein „Ganz Horn“ (41 €) noch ziemlich verschlossen, gibt sich allerdings schon jetzt sehr nuanciert bei ganz leichter Restsüße. Der Primus inter pares ist der Kastanienbusch (46 €): Er ist fein gezeichnet, strotzt nur so vor Mineralität, hat Kraft und ist trotzdem geschmeidig. Je länger man den Wein im Glas hat, desto mehr entwickelt er sich – zuletzt offenbart er Maiglöckchenduft.

 

 

 

 

Der Muskateller (13,80 €), dessen Sortenvertreter oft belanglos ausfallen, haut mich schlichtweg um: Mit Ausnahme der Muscat Grands Crus aus dem Elsass (z. B. von Zind-Humbrecht) habe ich noch nie einen so guten Muskateller probiert. Rebholz' Muskateller gerät sehr fein, duftet nach Muskat und weißen Blüten, nie drängt er sich auf, immer bleibt er fein und beschwingt im Hintergrund. Im Mund offenbart sich eine tolle Säure bei ganz leichter Restsüße. Der Sauvignon blanc (12 €) ist ebenfalls ein Unikum in Deutschland: Er ist mit keinem Deut grasig oder riecht nach Stachelbeere wie andere austauschbare deutsche Sauvignons, nein, er bleibt ganz auf der mineralischen Seite, ist rauchig, orientiert sich klar an den Pouilly-Fumés. Die leichte Bitterkeit am Gaumen ist nicht negativ, sondern macht den Wein interessant. Der Gewürztraminer Vom Lößlehm (18,30 €) gibt sich ebenfalls sehr fein, duftet wieder nicht aufgesetzt, sondern ganz beschwingt nach Rosenblüten. Es ist einfach unglaublich, was Rebholz aus den scheinbar fürs Trinken einfachen Bouquetrebsorten macht, es sind Ausgeburten an Feinheit, er setzt fort, wo er bei den Rieslingen angefangen hat.

 

 

 

Der Graue Burgunder Gutswein (11,20 €) ist sehr mineralisch und schlank, man verspürt einen leichten Ananasduft, im Mund zeigt er sich sehr rund, ja schon fast etwas zu geschliffen. Der Weiße Burgunder Gutswein (10,70 €) zeichnet sich durch seine mineralisch-karge Art aus, kommt im Mund aber runder herüber. Es folgen die beiden Terroirweine vom Weißen Burgunder: Der Vom Lößlehm (18,30 €) ist eine Verkörperung von aschiger Mineralität, während der Siebeldinger Vom Muschelkalk (23 €) Substanz hat, vegetabil nach Zitronenmelisse duftet, ja insgesamt sehr stimmig ist. Kommen wir zur Krönung der Weißen Burgunder, den Großen Gewächsen: Die Nase (ja wortwörtlich!) vorn hat meiner Meinung nach klar der Mandelberg (39 €) – er duftet appart nach Grünkohl und Guave, auch jede Menge Honig, als sei er schon leicht gereift, präsentiert sich rund im Mund mit ganz leichter Holznote. Ich lege mich fest: Einen so originellen Weißen Burgunder habe ich noch nie getrunken. Dahingegen wirkt der Im Sonnenschein (39 €) viel geerdeter, hat zwar auch eine schöne einhüllende Frucht, doch ist insgesamt viel karger, aber trotzdem fein gelungen. Der Chardonnay R (31 €) hat eine schöne Mineralität, duftet leicht vegetabil, aber auch nach Honig und Flieder – er ist auf Augenhöhe mit Hegers Gras im Ofen. Im Vergleich dazu hat der π No. R (31 €) mehr Holz gesehen, reicht nicht ganz an den Chardonnay heran, im Mund ist er dann aber stimmiger.

 

Nun zu den Weinen mit Restsüße: Der Riesling Kabinett Vom Rotliegenden (18,50 €) duftet nach Ananaswasser (einer mexikanischen Spezialität), ja zeigt erstaunliche Tiefe. Die Godramsteiner Münzberg Gewürztraminer Spätlese (21,50 €) offenbart feine Rosenblütenaromatik bei angenehmer Konzentration. Die Albersweiler Latt Gewürztraminer Auslese (32 €) zeigt sich dahingegen viel konzentrierter – was sie spannend macht, ist eine Duftnote nach verbranntem Gummi, wie man sie sonst nur von den Chardonnays aus dem Burgund kennt.

 

Fehlen noch die Rotweine: Der 2015er Spätburgunder Tradition (19 €) zeigt eine schöne Kirschfrucht bei leicht rauchigen Barriquenoten. Der 2015er Siebeldinger Spätburgunder R Vom Muschelkalk (30 €) hebt sich merkwürdigerweise nicht sonderlich von seinem Vorgänger ab, wahrscheinlich ist er noch zu verschlossen, auf jeden Fall zeichnet er sich durch ein weicheres Barrique aus. In einer ganz eigenen Liga spielt das 2012er Spätburgunder Im Sonnenschein Große Gewächs R (52  €): Das ist Pinot auf seinem Höhepunkt, das offenbart eine faszinierende Rauchigkeit nach geflämmtem Fleisch, später kommen ein Tick Rosmarin und etwas Rosenblüten hinzu; der Wein hinterlässt eine schöne Säurespur.

 

Insgesamt haben wir bei Rebholz ein Sortiment ohne Schwächen mit dem verbindenden Element der Finesse: Ob es die Rieslinge, die Bouquetrebsorten oder die Burgunder sind, alles scheint wie die Rebholz'schen Etiketten mit dem Bleistift gezeichnet!