Eines der angesehensten und größten Weingüter der Rhône ist das Weingut Chapoutier, das schon seit einiger Zeit biodynamisch arbeitet. Eine Besonderheit der Flaschenausstattung ist, dass die Etiketten mit Blindenschrift versehen sind. Der Wein, der hier besprochen werden soll, ist ein seltener weißer Hermitage, ein reinsortiger Marsanne, der 2008er Chante-Alouette (35 € im Handel). Die Farbe des Weines ist ein funkelndes Goldgelb. In der Nase ist er sehr puristisch, nur haben wir lange gebraucht, um sagen zu können, nach was er riecht, doch schließlich einigten wir uns: Tarte tatin (Apfel, Karamell, Mürbeteig), aber auch mit Kalk gestrecketes Maismehl (ist es das, was Heiner Lobenberg mit „Steinmehl“ bezeichnet?). Später kommt die süßlich-pflanzliche Komponente (Salbei, Liebstöckel) durch, dann süßliche Frucht (getrocknete Cantaloupemelone, Pfirsich-Maracuja). Zuletzt verspürt man noch Bienenwachs. Im Mund ist der Wein seidig mit gewisser Fruchtsäure, ganz am Ende kommt die leichte, für die Nordrhône typische Bitternote hervor. Der Wein ist insgesamt burgundisch-puristisch, mit Sicherheit groß. Parker hat dem aktuellen Jahrgang 2015 95 Punkte gegeben – das kann ich nachvollziehen.