Johann Ruck

Es muss ein Ruck gehen...

 

 

Das Weingut Johann Ruck aus Iphofen in Franken ist seit 1839 in Familienbesitz und hat sich dem präzisen Herausarbeiten des Terroirs verschrieben. Im Folgenden sind drei herausragende Terroirweine und ein Alltagswein zusammengefasst:

 

 

 

 

Der 2007er Silvaner Myophorium (21 €, verkostet am 4.5.2012), benannt nach einer Muschelart, wurde im Barrique ausgebaut. Er leuchtet goldgelb mit silbernen Reflexen bei leicht aufhellendem Rand. In der Nase kommt einem eine Duftorgie exotischer Früchte (Banane, Guave, etwas Ananas) entgegen, außerdem etwas Birne und Apfelschale. Man atmet eine tiefe, raffinierte Terroirwürze aus Kalk, Zimtplaumen, später gebrannten Mandeln und einem Tick Himbeere. Allgemein ist der Wein sehr komplex und dicht, beim Schwenken offenbaren sich auch frische Noten nach Meeresbrise, frisch geschnittenen Stauden und Brioche. Im Mund ist der Wein rund, füllt den gesamten Rachenraum aus, zeigt großartige Mineralik bei animierender Säure. Der Barriqueausbau ist perfekt eingebunden. Der salzig-würzige Abgang will nicht enden. Der Wein hat starke Burgunderaffinität, ist ein origineller Terroirwein.

 

 

 

Die 2008er Scheurebe Estheria (18 €, verkostet am 11.5.2013) hüllt sich in für ihr Alter überraschend helles Gelb. In der Nase zeigt sich der Wein sehr diskret, duftet nach Zitrusfrüchten (Zitrone, Grapefruit), auch stahlige Noten und unreifer Apfel mischen sich unter. Hier ist der Wein überraschend rieslingaffin. Beim Schwenken offenbart sich jede Menge Mineralität (Schießpulver, Feuerstein), etwas Banane und Vanille, später auch pflanzliche Töne (Brennnessel). Die Mineralität ist sehr vielschichtig und elegant. Das ist ein wahres Mineralikmonster! Im Mund verspürt man stahlige Säure. Das ist ein Wein, der zuerst wenig preisgibt, dessen Säure aus Mineralität und etwas Grapefruit besteht. Später fühlt sich der Wein geschliffener an. Im Dekanter zeigt er sich differenzierter nach Bienenwachs und Maracuja. Es handelt sich um einen interessanten Wein, der Aufmerksamkeit erfordert, ja erarbeitet werden muss.

 

 

 

Der Rebberg des 2007er Rödelseer Schwanleite Grauburgunder Alte Reben (24 €, verkostet am 17.10.2014) wurde 2009 gerodet, d. h., es gibt den Wein in dieser Form nicht mehr – leider, wie wir gleich sehen werden: Die Robe des Weins leuchtet in hellem Goldgelb mit silbernen Reflexen. Die Nase haut einen um: Was für eine Eleganz! Der Wein duftet unglaublich fein nach Teer (heiße Straße im Sommer), Vanille, Zimtrinde, Kardamom, einem ganzen Bündel an Gewürzen, präsentiert sich allgemein sehr würzig. Was die Frucht angeht, so riecht man vor allem Banane, Mango, Zitrus- und Apfelschalen. Dann folgt reiner Gebirgsbach, orgiastische Empfindungen auslösend, getoastetes Brot mit Butter, Brioche, ganz zum Schluss auch Ananas. Im Mund zeigt sich der Wein cremig, aber auch würzig nach Brioche und Toastbrot sowie Teer, aber auch mit einer tragenden Säure, die den Abgang bestimmt. Der Wein bildet eine Einheit wie nur große Weine. Ich lege mich fest: In dieser Liga gibt es nur ganz wenige Weine auf diesem Planeten.

 

 

 

Die Farbe des 2014er Iphöfer Julius-Echter-Berg Scheurebe Alte Reben (14 €, verkostet am 17.12.2016) ist hellgelb. In der Nase changiert dieser Wein zwischen Extremen: Müller-Thurgau/Muskateller (Apfel, Muskat, frische Traube), Riesling (saftiger Pfirsich) und Sauvignon blanc (Stachelbeere, Holunderblüte). Auch eine deutlich mineralische Note verspürt man. Der Mund wird getragen von strukturgebender Säure. Der Abgang ist als schön zu bezeichnen.

 

 

 

Man hat das Gefühl, dass dieses Weingut vom Weinjournalismus nicht viel beachtet wird – für den Kenner kann es aber auch so bleiben...