Franz Keller

Keller für Kenner

 

Das Weingut Franz Keller aus Oberbergen im Kaiserstuhl ist Teil einer Dynastie rund um den Wein: Drei Restaurants, eine Weinhandlung (mit legendärer Bordeauxprobe im November) und eben das Weingut. Zur Jahrgangspräsentation habe ich mich auf die Großen Gewächse (2015 weiß, 2014 rot) beschränkt.

 

 

 

 

Die Weißweine haben mit dem jungen Kellerfilius einen neuen Anstrich bekommen, sind wie bei Huber puristischer geworden, mir fehlte allerdings hier und da eine Spur Extrakt. Man kommt mit ungewöhnlich wenig Barrique – ähnlich wie bei Heger – aus, allerdings mit weniger Aromatik. Der Kähner Grauburgunder (22 €) ist mir zu primärfruchtig, zu birnig. Der Schlossberg Grauburgunder (35 €) ist sehr dezent, ja fast leise, die Nase kann man allerdings leicht unterschätzen, denn im Mund kommt eine wenn auch gezügelte Kraft durch. Der Leh Weißburgunder (35 €) ist ähnlich strukturiert, doch etwas weißfruchtiger, überzeugt mit schöner Mineralik. Der Kirchberg Chardonnay (35 €) duftet stark nach Birne, zeigt sich durchaus finessenreich. Schließlich gab es eine Schatzkammerprobe mit der 1990er Oberbergener Bassgeige Weißburgunder Spätlese trocken. Diese duftete nach edlem Waldhonig und Karamell. Die Nase lässt einen Süßwein erwarten, doch der Mund ist von dermaßen präziser Säure erfüllt, dass man verblüfft ist. So sollte gealterter Weißburgunder schmecken – und um ehrlich zu sein: Das ist dann auch schon die ganze Daseinsberechtigung dieser Rebsorte, die jungen Dinger schmecken mir da immer zu dünn! Zum Abschluss gab es noch den gleichen Wein, nur als Grauburgunder, zu verkosten. Dieser schmeckte ähnlich, doch wurde noch getoppt durch eine feine Nussigkeit.

 

 

 

Die Spätburgunder überzeugten mich dagegen sehr: Der Kirchberg (45 €) ist ganz auf puristische Kirsche getrimmt, während der Eichberg (45 €) auch mit Kirscharomen aufwartet, allerdings viel nuancierter herüberkommt. Der Schlossberg (60 €) schließlich hat mehr Kaffeenoten, da kommt das Barrique sehr fein durch. Als Vergleich wurde der 2012er „A“ kredenzt – aus der Zeit vor der Lagenklassifizierung: Er ist puristisch-rein, sehr geradeaus, die Kirsche ist sehr fein, leichtes Karamell bleibt in Erinnerung. Dieser Rückblick in die Vergangenheit beweist, wie schön und burgundisch-erhaben die Keller'schen Rotweine altern können.

 

 

 

Insgesamt hat sich die burgundische Eleganz in den Keller-Weinen bewiesen, die Klassifizierung nach unterschiedlichen Lagen kann als gelungen bezeichnet werden.