Marvelous Merryvale

Kalifornien trifft Europa

 

 

 

Die Merryvale Vineyeards wurden zwar erst 1983 gegründet, gehören aber schon zur Spitze im Napa Valley. Auf der ProWein 2017 führte mich der für den Export zuständige, polyglotte Freddy Wohnrau durch die Probe; immer wenn ich dachte, die Spitze sei nun erreicht, zauberte er noch einen weiteren Wein aus dem Ärmel. Die Weine können grob in drei Kategorien eingeteilt werden und sind zum großen Teil nach ihrer Rebsorte benannt: Die Starmont-Weine sind sehr zugänglich, aber vielfältig einsetzbar und jeweils typisch für ihre Art; die Merryvale-Weine – allesamt handverlesen und mehrfach sortiert – verkörpern ihr Terroir auf unnachahmliche Weise, gehören zur Spitze des Napa Valleys; die Profile Collection stellt die beiden Flagschiffe – weiß und rot – des Weinguts dar.

 

 

Der Starmont-Chardonnay 2013 (22 $) kommt aus dem kühlen Mikroklima der Carneros-Weinberge (Ertrag nur 30 hl/ha) und genauso schmeckt er auch: sehr kühl und elegant, einem Bourgogne-Villages nicht unähnlich. Eine Steigerung ist der Merryvale-Chardonnay (35 $), dieser aus dem Jahrgang 2014, welcher ebenfalls burgundisch schmeckt und in französischem Holz vergoren und ausgebaut wurde (mit monatlicher Batonnage). Interessant ist eine Zimtnote, die der Wein bei ansonstem sparsamen Holzeinsatz aufweist. Aus der Profile Collection stammt der Silhouette-Chardonnay 2014 (65 $), der extrem mineralisch wirkt und sofort Erinnerungen an einen Puligny-Montrachet Premier Cru mit seiner durchdringenden Zitrusfrucht weckt. Auch hier wurde der Holzeinsatz meisterhaft beherrscht, der Wein besitzt Substanz für mehr als 10 Jahre. Ein eleganter und komplexer Chardonnay, der rein gar nichts mit den oft breiten Neue-Welt-Weinen zu tun hat.

 

 

Was die Rotweine angeht, so zeichnet sich der Starmont Pinot Noir 2013 (27 $) durch dunkle Kirsche, leichtem Pflaumenaroma und toller Würze aus. Der Starmont Merlot 2014 (27 $) besitzt in der Nase interessanterweise viel schwarze Johannisbeere, als sei er mit einem Cabernet Sauvignon verwechselt worden... Der Starmont Cabernet Sauvignon 2012 (29 $) dankt die verlängerte Reifezeit, kommt sehr fruchtig daher mit Noten von Pflaume. Ein Zwischending ist der Forward Kidd 2012 (50 $), eine anspruchsvolle Cuvée aus 30 % Petit Verdot, 25 % Cabernet Sauvignon, 20 % Merlot, 20 % Malbec, 3 % Syrah sowie 2% Petite Sirah (sic!). Es kommt einem eine einnehmende Duftwolke entgegen, so wie von einem Bordeaux aus einem heißen Jahr.

 

 

Was die roten Merryvale-Weine angeht, so ist die Aromatik des Pinot Noir 2013 (38 $) sehr dunkel, ja fast animalisch, man könnte an die Weine von Bernhard Huber denken, nur etwas duftiger. Dann kam der Merlot 2014 (48 $), der mich sprachlos zurückließ: reiner, himmlischer Pomerol! Der Cabernet Sauvignon 2012 (65 $) hatte eine extrem tiefe, komplexe Nase, die mich in seiner Feinheit an einen Pessac-Léognan ohne Merlotanteil erinnerte. Den Vogel abgeschossen hatte der rote Profile aus dem exzellenten Jahrgang 2013 (83 % Cabernet Sauvignon, 12 % Petit Verdot, 5 % Cabernet Franc), der stolze 200 $ kostet – schon jetzt köstlich, doch sicherlich für das Alter gemacht (30 Jahre?). Spontanvergoren, teilweise mit Rappen, reifte der Großteil in neuen französischen Barriques. In seiner Würze lässt der Wein die besten Weine von Saint-Estèphe vor dem inneren Auge defilieren, seine ausgesprochene Eleganz erinnert dann eher an Saint-Julien. Freddys Understatement zu dem Wein: „Die Leute erzählen mir immer von Bordeaux, doch ich kenne Bordeaux gar nicht!“

 

 

Zum Abschluss kredenzte man mir einen Riesling Late Harvest aus dem Jahr 2011. Anscheinend kann Kalifornien wirklich (fast) alles... Insgesamt bleibt festzustellen, dass die Merryvale Vineyeards exzellenten Wein europäischer Prägung herstellen. Cool Climate scheint auch im heißen Napa Valley möglich zu sein – faszinierend!



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