Josko Gravner

Großer Gravner

 

 

Josko Gravners 15 Hektar großes Weingut liegt im Collio Goriziano in Friaul-Julisch Venetien in der Nähe der italienisch-slowenischen Grenze, in Sichtweite der Julischen Alpen. Der Mann, nach dem das Weingut benannt ist, war mit seinen nach modernem Trend vinifizierten Chardonnays, Sauvignon Blancs und Merlots schon im Weinolymp angekommen. Doch 1987 kam er von einer USA-Reise wieder, auf der er über 1000 Weine probierte, und stellte fest, dass alle ähnlich schmeckten und der Begriff des Terroirs nur eine hohle Phrase war. Er entdeckte, dass man in Georgien schon seit 5000 Jahren Wein in Amphoren herstellte. Dazu vergrub man die Amphoren in der Erde und ließ die Trauben – auch bei den Weißweinen – mehrere Monate auf der Maische vergären. Garvner warf nicht nur seine neuen Bariques heraus und ersetzte sie durch Amphoren, sondern stellte auch auf naturnahen Anbau um (mit möglichst geringer menschlicher Intervention) und pflanzte autochtone Rebsorten wie die Ribolla Gialla an.

 

 

 

Beim monatlichen Carpe-Vinum-Treffen wurden zwei Gravnerweißweine aus dem aktuellen Jahrgang 2007 verkostet (Preis: 50 € ab Weingut). Schön ist auch das Etikett: eine uralte Rebe, vermutlich in Buscherziehung, strebt dem schwarzen Himmel, Symbol der Urgewalten, entgegen.

 

 

 

 

Der Ribolla 2007 hat eine bernsteinfarbene Robe, was auf die Maischestandzeit hinweist. Die Nase kann man nur als völlig irre beschreiben. Wie bei den ganz wenigen großen Weinen ist sie schier unbeschreiblich. Da hätten wir auf der einen Seite Karamell, Altholz und Waldhonig, dann leichte Apfelaromen und Bananenschale. Der Wein möchte erarbeitet werden. Je mehr man sich mit ihm beschäftigt, desto mehr Tiefgang findet man. Später kommt dann noch nicht verblühter Löwenzahn, Orangenschale und ein Anflug von Aprikose. Paradoxerweise erinnert all das an einen dreißig bis vierzig Jahre alten Armagnac. So kraftvoll der Wein mit seiner Aromenvielfalt zu scheinen mag, so elegant ist er aber auch. Auch der Mund ist himmlisch komplex, getragen von einer einmalig seidenen Textur. Der Abgang ist ohne Frage sehr lang. So begeistert ich den Wein beschrieben habe (ich gab ihm die Höchstnote von 20 Punkten), so kontrovers wurde er auch aufgenommen. Als Tipp also: Wer frisch fruchtige Weißweine mag, sollte lieber die Finger weglassen von diesem Wein.

 

 

 

Der Bianco Breg 2007, eine Cuvée aus Welschriesling, Ribolla und Pinot Grigio, hat Ähnlichkeit zu dem vorherigen Wein. Auch hier geht die Farbe ins Bernsteinfarbene. Die Nase ist ähnlich komplex, doch wirkt sie viel sanfter, gedrosselter: Auch hier findet man eine Karamellnote wieder, ergänzt durch Walnussschalen (ich meine damit die äußere, grüne Schale) und Dörrpflaumen sowie leicht parfümiert wirkende Aromen. Eine treffende Beschreibung für das Ganze war: Trockenbeerenauslese ohne Süße. Im Mund kleidet der Wein den ganzen Gaumen aus und besitzt eine grandiose Säure, die ihm den nötigen Biss verleiht. Der Abgang ist ebenfalls sehr lang.

 

 

 

Was das Lagerpotential der Weine angeht, so scheinen sie für die Ewigkeit gemacht. Andererseits kann man sich kaum vorstellen, wie die Weine noch besser werden sollen.

 

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