Auf einer Italienreise lernte der fränkische Winzer Horst Sauer (nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter Rainer Sauer) einige der größten Weine dieses Planeten kennen, und er fragte sich, warum er nicht selber solche Weine hervorbringen könnte. Daraus ist das Projekt „Sehnsucht“ entstanden. Auf dem Etikett wird Horst Sauers Wunsch noch einmal in Worte gefasst: „Sehnsucht nach großen Weinen, großen Gefühlen, großen Träumen“ Und Träume sollte ein Winzer immer haben! Der Wein Sehnsucht ist ein im Barrique vinifizierter Silvaner, ich habe den Jahrgang 2012 verkostet (damals für 18 € auf dem Weingut erstanden):

Der 2012er Sehnsucht leuchtet in brillant-verführerischem Goldgelb. Am Anfang findet man in der Nase Apfel, Zitrone und Muschelkalkmineralität, was den Wein klar als Silvaner ausweist, Erinnerungen werden wach an einen Juliusspital Silvaner Julius-Echter-Berg GG. Ich habe den Wein im Verlaufe von drei Stunden Dekantieren immer wieder probiert, und er hat sich stetig verändert. Zuerst hat sich die Zitrusfrucht manifestiert, und die Mineralität kam immer klarer zum Vorschein, auch ein bisschen Holz schien durch, man musste unweigerlich an große Burgunder wie einen Puligny-Montrachet denken. Dann zeigte sich der Wein subtil-würzig wie der Jaspis Alte Reben Grauburgunder von Ziereisen. Viel später kam auch noch etwas Ananas hinzu, ich musste sofort an einen Condrieu denken. Der Mund wird getragen von einem genialen Säurespiel, der Abgang ist sehr lang. Es ist faszinierend, welche Facetten Horst Sauer aus einem anfänglich fränkischen Silvaner herauskitzelt. Das ist die Verbindung von Tradition und Moderne, schlichtweg ein großer Wein. Man sollte dem Wein allerdings noch einmal fünf Jahre Zeit geben, damit er sich voll entwickelt kann und eine bessere Balance bekommt, spannend genug ist er ja!